Weinverschlüsse: Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Welches sind die besten Weinverschlüsse laut unseren Sommeliers Doris und Christian? Vor- und Nachteile der verschiedenen Verschlüsse finden Sie hier!
An einem weinseligen Ort, wo Tradition mit Innovation harmoniert, weiß man natürlich auch über die innovativsten Methoden in Sachen Weinverschlüsse genauestens Bescheid. Den Gastgebern Doris und Christian liegt viel daran, ihre Gäste auf Erkundungstour rund um den Wein mitzunehmen. Kein Aspekt soll dabei unberücksichtigt bleiben.
Flasche und Etikette tragen maßgeblich zum Erscheinungsbild eines Weines bei, verleihen ihm ein edles, würdiges Kleid. Und welche Rolle spielt der Verschluss? Steckt eine Philosophie dahinter oder sind Korken, Glas- und Schraubverschluss lediglich eine Frage des Geschmacks? Die Experten wissen Bescheid. Lassen Sie sich die spannenden Infos rund um Weinverschlüsse nicht entgehen.
Die Zeiten von Kork als alleinige Verschlussart sind vorbei. Es gibt mittlerweile verschiedene Weisen, Weinflaschen zu verschließen. Zum 100 Prozent natürlichen, aus der Rinde der Korkeiche hergestellten Naturkorken, haben sich im Laufe der Zeit variantenreiche Verschlussarten dazugesellt.
Kunststoffkorken
Anfang der 1990er Jahre machte der Kunststoff- oder Synthetikkorken von sich reden. Welche Idee steckt hinter der aus Gummi oder Teflon-Mischung erzeugten Alternative? Vermehrt auftretender Korkgeschmack sollte und konnte durch den Kunststoffkorken vermieden werden. Jedoch können - vor allem bei längerer Lagerung - auch bei dieser Art des Weinverschlusses Fremdaromen an den Wein abgegeben werden.
Presskorken
Korkvariante Nummer 3 und Kompromiss aus Schraubverschluss und Naturkorken ist der preisgünstige Presskorken. Kleine Korkstückchen werden unter hohem Druck mit Leim oder Harz zusammengepresst. Presskorken werden vorwiegend für günstige Weine verwendet und gelten als weniger lagerfähig. Weinfehler sind aufgrund von Material und Herstellungsverfahren auch bei dieser Variante nicht ausgeschlossen.
Glaskorken
Von chemischen Reaktionen unbelastet ist der Glaskorken. Er ist nicht nur ästhetisch, sondern auch geruchs- und geschmacksneutral. Ein Kunststoffring zwischen Glaskorken und Flaschenhals hält den Wein dicht. Doch die attraktiven Vorteile haben ihren Preis. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit des Glases ist der Glaskorken ein Einwegverschluss und somit die kostspieligste aller Weinverschluss-Varianten.
Schraubverschluss
Leider haftet dem seit den 1970er Jahren existenten Schraubverschluss immer noch das Image an, ein Verschluss für Billigweine zu sein. Früher wurden tatsächlich billige Weine mit Schraubverschluss versehen. Heute lassen Weinverschlüsse keinen Schluss auf Weinqualität mehr zu. Was für den Schraubverschluss spricht: Keine Korkfehler, einfaches Öffnen und Schließen. Grund genug, auch hochwertige Weine schraubend zu verschließen.
Vorweg ein Blick auf das Verschlussverfahren: Auf den aufgedrückten Glaskorken wird eine schützende Aluminiumkappe gestülpt, die mit einem Sicherungsring am Flaschenhals fixiert wird. Das Öffnen der Flasche ist einfach und unspektakulär. Nehmen Sie die Kappe mit einem Dreh wie einen Schraubverschluss ab und lösen Sie den Glaskorken durch einen leichten Druck mit dem Daumen aus dem Flaschenhals. Der Wermutstropfen für Weinliebhaber ist: Es fehlt die Erotik des “Plopps”. Statt dem typischen “Korkenzieher-Plopp” gibt der Glaskorken lediglich ein leises “Klick” von sich.
Schraubverschluss schützt vor Korken nicht. Denn das durch Mikroorganismen entstehende TCA bildet sich nicht ausschließlich in der Korkeichenrinde, sondern hat unter Umständen seinen Ursprung bereits im Weinkeller. Grund dafür können chlorhaltige Holzschutzmittel sein, die zum Reinigen der Weinfässer verwendet wurden.
Nach Meinung vieler Experten ist der Schraubverschluss die bestmögliche Art, Weinflaschen abzudichten. Zahlreiche Winzer sind in den letzten Jahren zu Freunden des Schraubverschlusses geworden. Zum einen entsteht durch diesen keine Verunreinigung des Korkens mit TCA, zum anderen kostet er um ein Zehnfaches weniger als der Korken. Außerdem bleibt durch die unterbundene Sauerstoffzufuhr der Oxidationsschutz durch Sulfite oder Tannine länger erhalten. Das Ergebnis: Langsame Reife und längere Lagerfähigkeit.
Aufgrund dieser Vorzüge ist das Image, der Schraubverschluss zeuge von minderer Qualität, längst überholt. Auch Qualitätsweine werden zunehmend mehr mit Schraubverschluss versehen. Längst ist auch der Schraubverschluss Teil der Ästhetik und edlen Erscheinung einer Weinflasche geworden.
Im Unterschied zu Weinen mit Korken, die durchwegs liegend gelagert werden, ist die Art des Lagerns bei Weinen mit Schraubverschluss egal. Hauptsache dunkel, erschütterungsfrei und nicht zu trocken.
Dass Naturkorken der beste Weinverschluss sei, ist eine weitverbreitete Meinung. Stimmt sie auch? Für Weine mit guter Lagerfähigkeit und großem Entwicklungspotenzial ist ein Naturkork-Verschluss immer noch die erste Wahl. Für die große Bandbreite an Weinen, die für den baldigen Trinkgenuss gedacht sind, bieten sich hinsichtlich Weinverschluss attraktive Alternativen an.
Am Ende ist die Frage nach dem besten Weinverschluss auch eine Frage des Geschmacks. Das Entkorken einer Weinflasche ist für viele Weinliebhaber ein Ritual für sich und gehört zum sinnlichen Genuss und zum ganzheitlichen Weinerlebnis dazu. Vom leichthändigen und eleganten Ansetzen der Spindel bis zum festlichen Plopp.
Mit welchem Weinverschluss Sie es bei Ihrem nächsten Weinabenteuer auch immer zu tun haben, Familie Kohlgruber wünscht guten Genuss und pure Trinkfreude!
Ihre Doris